Die wahren Mobilitätskosten

Die wahren Mobilitätskosten

 

Mehrere Medien haben in den letzten Wochen und Monaten die Kosten verschiedener Verkehrsmittel thematisiert. Ein Beitrag vom SWR zeigt dabei – sehr plakativ – sowohl die persönlichen, als auch die externen Kosten für die Allgemeinheit auf.

Auf knapp 700 Euro pro Monat summiert sich demnach die Unterhaltung eines Autos, im Schnitt 54 Euro kostet eine Monatskarte für den ÖPNV in Deutschland, laufende Kosten für ein Fahrrad werden nicht konkret benannt.

Doch dieser Vergleich ist unvollständig. Denn neben den Kosten für die Monatskarte oder die Versicherungsprämien, Reparaturen und Tankfüllungen für das Auto gibt es eine Reihe externer gesellschaftlicher und ökologischer Kosten, die bei diesen Betrachtungen oft vernachlässigt werden. Eine echte Kostentransparenz ist damit nicht gegeben.

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Die wahren Kosten sind komplex

Will man die wahren Kosten von Verkehrsarten berechnen, müssen mindestens folg. Aspekte einbezogen werden:

  • Ausst0ß von CO2 und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen
  • Flächenverbrauch (z.B. durch Parkflächen, Straßen)
  • Transporteffizienz (wie viel Fläche und Material wird benötigt, um 1 Person fortzubewegen)
  • Lärm und Abgase
  • Unfallkosten
  • Kosten für Planung, Bau und Unterhaltung für die Infrastruktur (Straßen, Schienen, Rad- und Fußwege)

Der SWR Beitrag spricht hier unter Bezugnahme auf das Bundesumweltamt von 104 Milliarden Euro pro Jahr, die der gesamte Autoverkehr in Deutschland pro Jahr für die Allgemeinheit verursacht, 11 Cent pro gefahrenem Kilometer. „Das zahlen wir alle. Und für die Umweltzerstörung müssen noch unsere Enkel aufkommen.“ Beim ÖPNV seien es noch 3 Cent pro gefahrenem Kilometer.

Hinzu kommt: selten wird der persönliche und gesamtgesellschaftliche Nutzen der einzelnen Verkehrsarten mit in die Betrachtungen einbezogen, wie z.B. den positiven Gesundheitseffekt von zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren. Im Beitrag wird das mit thematisiert: Der Radverkehr „verursacht im Vergleich keine nennenswerten externen Kosten. Im Gegenteil: Sie [die Radfahrerin] spart der Allgemeinheit sogar Geld. Und zwar Gesundheitskosten, weil sie genügend Bewegung hat.“

Fazit des SWR Beitrags: „Der Verlierer: Das Aut0. Es ist mit Abstand das teuerste Verkehrsmittel und kostet am Ende uns alle viel Geld.“

Mehr Kostentransparenz für Kommunen bei Infrastrukturkosten

Ein Berechnungsmodell, entwickelt von Verkehrsforscher Prof. Carsten Sommer von der Universität Kassel, betrachtet die Infrastrukturkosten, die Kommunen für alle Verkehrsarten aufbringen müssen. Die lassen sich in den Kosten je Verkehrsmittel pro Einwohner und Jahr darstellen. Ein Beitrag in der ARD stellt das Modell vor:

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Für Kassel mit rund 200.000 Einwohnern kommt Prof. Sommer dabei auf folg. Ergebnisse:

Auto: 128 Euro pro Einwohner und Jahr
Fahrrad: 6 Euro pro Einwohner und Jahr

Für das etwas kleinere Heidelberg mit 160.000 Einwohnern sind es:

240 Euro pro Einwohner und Jahr
Fahrrad: 6 Euro pro Einwohner und Jahr

Die Ursache für dieses extreme Ungleichgewicht sieht Prof. Sommer in der mangelnden Kostentransparenz: „Die Kommunen wissen eigentlich gar nicht, wie viel Geld sie für unterschiedliche Verkehrssysteme ausgeben.“ Um das zu ändern, setzt Prof. Sommer die Ausgaben für Infrastruktur einer Kommune mit dem Anteil der beanspruchten Fläche ins Verhältnis. Demnach beansprucht das Auto z.B. in Kassel 58%, das Rad nur 4%. Auch die kommunalen Einnahmen für Parkgebühren, ÖPNV-Tickets und Knöllchen werden in die Berechnung einbezogen. Diese gleichen jedoch die Ausgaben nur zum Teil aus, daher sind in der Regel Zuschüsse durch die Kommune nötig.

Auch Sommer berücksichtigt in seinem Verfahren Nebeneffekte wie die Allgemeinkosten für Umweltverschmutzung, Unfälle und Lärm sowie den Nutzen der einzelnen Fortbewegungsmittel. Fazit: „Das Auto bekommt sehr hohe Zuschüsse und sorgt dazu für die höchsten versteckten Kosten. Das Fahrrad bekommt die geringsten Zuschüsse, bringt aber mit den höchsten Nutzen.“

Die Stadt Leipzig setzt das Verfahren auf Nachfrage noch nicht ein.

 

Titelbild: Photo by Randy Tarampi on Unsplash

 

 

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