Gehzeuge

Was, bitte, ist denn ein Gehzeug?

Ein Gehzeug ist ein Gestell (meist aus Holz) in der Größe eines Autos, das ein Mensch mit sich trägt. Es wiegt etwa so viel wie ein Rucksack und macht eindrucksvoll sichtbar, wie ineffizient der wertvolle öffentliche Raum in Städten durch den Autoverkehr genutzt wird. Denn im Schnitt sitzen nur 1.5 Personen in einem Auto, im Berufsverkehr sogar weniger als 1.2 – dies aber bei einem Flächenverbrauch von mindestens 10m2. Wer’s nicht glaubt, rechne einfach nach mit den Daten aus den eigenen KFZ-Dokumenten oder beobachte den alltäglichen Straßenverkehr: riesige Blechungetüme mit gerade mal einem Menschen drin …

Erfunden wurde das Gehzeug bereits im Jahre 1975 von Prof. Hermann Knoflacher an der TU Wien – das Thema ist also nicht neu. Hier das „Ur-Gehzeug“:

Bild: Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien, CC BY-SA 2.0 at, Link

Mehr Informationen zum Theme Gehzeuge im Allgemeinen zum Beispiel hier.

Was soll das Ganze

Gehzeuge sind einfach zu bauen, sorgen im öffentlichen Raum für viel Aufmerksamkeit und sind damit gut geeignet, auf das Problem der enormen Ressourcenverschwendung des heutigen Autoverkehrs hinzuweisen. Besonders gut funktioniert das im Rahmen von möglichst großen „Gehzeugparaden“.

Mit diesem Ziel hatte Verkehrswende Leipzig während der Europäischen Mobilitätswoche 2021 einen Weltrekord mit 105 Gehzeugen aufgestellt.

Mitmachen und Nachmachen

Unser Basismodell besteht aus einfachen Holzlatten, die mit Spanngurten getragen werden – dazu braucht man:

  • 6 Holzlatten: 2 x 3m, 4 x 1,50m lang (bewährt haben sich Lattenstärken von 24 x 48mm bzw. 17 x 36mm; je dicker die Latten, desto stabiler, aber auch schwerer wird Dein Gehzeug)
  • 16 Holzschrauben, 3mm x 35-40mm lang (je nach Dicke der Latten)
  • 2 Tragegurte (z.B. Spanngurte), 2,5m lang, mind. 25mm breit
  • Akkuschrauber mit passenden Bits
  • Deko (Farbe, Pappschilder, Fähnchen, Girlanden…)

Diese ganz einfache Gehzeug-Konstruktion ist preiswert, einfach zu montieren und zu transportieren – mit 3m x 1,50m allerdings erheblich kleiner als ein „normales“ Auto. Hier z.B. ist zu sehen, dass es fast keine Autos kleiner als etwa 4m x 2m gibt. Wenn Du also die Herausforderung suchst: Nimm längere Latten und bau ein Geh-SUV! Dazu gibt es auch Beispiele beim VCD, bei Greenpeace oder bei Radkultur MD.

 

Video-Bauanleitung für ein Gehzeug

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Bautipps:

  • Auseinandergebaut läßt sich das Gehzeug gut mit dem Fahrrad transportieren (Latten mit den Gurten an den Rahmen schnallen). Noch einfacher geht es mit einem Lastenrad. Bauteile länger als 3m sind zu sperrig!
  • Dekorationen aller Art (Farbe, Schilder, Girlanden…) machen Dein Gehzeug noch schöner, bunter und auffälliger
  • Experimentiere mit anderen leichten Materialien (z.B. Bambus, Wasserrohre, Pappe oder Gartenpflanzstäbe) – am besten bewährt hat sich aber die klassische Holzkonstruktion
  • Nutze an den Ecken jeweils 2 Schrauben für mehr Stabilität
  • Bei eher weichem Holz nutze Akkuschrauber „mit Gefühl“, um ein „Durchschrauben“ oder Reißen des Holzes zu verhindern. Dann ist auch kein Vorbohren nötig
  • Wenn Du Dein Gehzeug mehrfach auseinander- und wieder zusammenbauen möchtest, bieten sich Schrauben mit Muttern anstelle von Holzschrauben an. Auf jeden Fall markiere die zusammengehörenden Verbindungsstellen. Mehrfache Nutzung geht auch mit Holzschrauben – versuche dabei, die alten Löcher wieder zu treffen.
  • Lagere Dein Gehzeug nach der Aktion zur Wiederverwendung ein oder spende es zusammen mit übrig gebliebenem Material an Bauspielplätze oder ähnliche gemeinnützige Projekte

Der Transport zum Einsatzort kann dann zum Beispiel so aussehen:

Ein Radfahrer transportiert ein Gehzeug

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