Initiative Verkehrswende Leipzig ergänzt Kampagne der Stadt Leipzig um weitere Motive
Leipzig, 1. Februar 2022
Die Stadt Leipzig hat am 10. Januar gemeinsam mit den Leipziger Verkehrsbetrieben und der Polizeidirektion Leipzig die Verkehrssicherheitskampagne „Leipzig passt auf“ ins Leben gerufen.
„Wir unterstützen diese Kampagne ausdrücklich. Auch wir sind davon überzeugt, dass gegenseitige Rücksichtnahme entscheidend für sichere Fortbewegung im Straßenverkehr ist. Nicht umsonst ist dies auch in Paragraf 1 der StVO verankert“, sagt Thomas Gentsch von Verkehrswende Leipzig.
„Jedoch macht es sich die Stadt Leipzig mit ihrer Kampagne zu einfach“, kritisiert er. Seine Begründung: „Die Kampagne appelliert allein an das Verhalten der Verkehrsteilnehmer und setzt falsche Prioritäten.“ Die Stadtverwaltung könne die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, den Straßenverkehr gerechter und sicherer zu machen, viel besser nutzen. „In diesem Sinne haben wir die Kampagne durch, in unseren Augen, viel wirksamere Maßnahmen und zusätzliche Kampagnenmotive ergänzt.“
Beispielsweise gibt es nun Motive, die fordern, Autos von Geh- und Radwegen konsequent abzuschleppen und mehr und unangekündigte Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. „Die besten Regelungen bringen nichts, wenn sie nicht durchgesetzt werden.“, mahnt Gentsch. Ebenso thematisiert wird die Dringlichkeit, für mehr Verkehrssicherheit in bauliche Infrastruktur zu investieren – so zum Beispiel in Zebrastreifen und geschützte Radwege.
Ein zweiter Kritikpunkt an der Kampagne der Stadt ist die falsche Gewichtung. Laut Leipzigs Polizeipräsident René Demmler ist der Autoverkehr für 94 % der Unfälle verantwortlich. Doch die Gefahren des Autoverkehrs zeigen sich nicht nur in der Anzahl der Unfälle, sondern auch in deren Schwere. Gentsch: „Bei einem Unfall mit einem Auto werden Fußgänger oder Radfahrer sehr oft verletzt, gar getötet. Dagegen sind Unfälle, an denen ausschließlich Radfahrer oder Fußgänger beteiligt sind, selten tödlich. Damit ist klar, dass Handlungsbedarf zum Schutz dieser schwächeren Verkehrsteilnehmer vor schwerwiegenden Folgen des Autoverkehrs besteht.“
Jährlich geschehen auf Leipzigs Straßen 12.000 bis 13.000 Verkehrsunfälle, davon ca. 1.900 mit Personenschaden. 2016 bis 2018 starben jährlich 14 Menschen an den Unfallfolgen, daher braucht auch Leipzig eine ‚Vision Zero‘. Diese hat das Ziel, schwere und tödliche Verletzungen bei Unfällen auf null zu reduzieren. Straßen und Verkehrsmittel müssen so gestaltet werden, dass es nicht zu schweren oder tödlichen Unfällen kommt. Menschen machen Fehler, Infrastruktur muss diese verzeihen.
Notwendig sind:
- geschützte Kreuzungen oder getrennte Grünphasen für Radfahrer und rechtsabbiegenden Autoverkehr
- mehr Flächen für Fuß- und Radverkehr, d. h.
- mehr Fußgängerzonen, mehr Zebrastreifen und Vorrang für Fußgänger
- mehr, breitere und baulich vom motorisierten Verkehr getrennte Radwege
- innerorts Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit
An 10 % oben genannter Unfälle sind Radfahrer beteiligt, dabei werden jedes Jahr 900 verletzt, 5 bis 6 davon tödlich. Die meisten tödlichen Unfälle sind Abbiegeunfälle, bei denen rechtsabbiegende Autofahrer vorfahrtsberechtigte Radfahrer überfahren.
Es liegt also auf der Hand, dass dort, wo Auto- auf Fuß- oder Radverkehr trifft, Handlungsbedarf besteht. Maßnahmen sollten sein:
- vermehrte, unangekündigte Geschwindigkeitskontrollen
- Verkehrskontrollen mit Fokus auf Unfallschwere – Hauptaugenmerk bei Verkehrskontrollen auf Gefahren, die potenziell zu Verletzungen führen
- konsequentes Abschleppen: Entfernung von Falschparkern von Geh- und Radwegen sowie Kreuzungsbereichen und Gehwegnasen
Quellen
https://www.leipzig.de/landingpages/aufpassen
https://statistik.leipzig.de/statcity/table.aspx?cat=10&rub=3&per=y
https://twitter.com/ADFC_SN/status/1485952762659680257
https://verkehrswende-le.de/verkehrssicherheitskampagne-leipzig-passt-auf-geht-nicht-weit-genug/