Verkehrssicherheitskampagne „Leipzig passt auf“ geht nicht weit genug

Verkehrssicherheitskampagne „Leipzig passt auf“ geht nicht weit genug

Die Stadt Leipzig hat am 10. Januar 2022 gemeinsam mit den Leipziger Verkehrsbetrieben und der Polizeidirektion Leipzig die Verkehrssicherheitskampagne Leipzig passt auf ins Leben gerufen.

Wir unterstützen diese ausdrücklich. Auch wir sind davon überzeugt, dass gegenseitige Rücksichtnahme essentiell für sichere Fortbewegung im Straßenverkehr ist. Nicht umsonst ist diese auch in § 1 der Straßenverkehrsverordnung verankert:

„Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“

Falsche Prioritäten

Jedoch macht es sich die Stadt Leipzig mit einer solchen Kampagne zu einfach, denn sie appelliert allein an das Verhalten der am Straßenverkehr Teilnehmenden und setzt damit falsche Prioritäten. Denn die Stadtverwaltung nutzt die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, den Straßenverkehr gerechter und sicherer zu machen, nicht oder viel zu zaghaft. In diesem Sinne haben wir die Kampagne durch, in unseren Augen, viel wirksamere Maßnahmen ergänzt und zusätzliche Kampagnenmotive kreiert.

   

Fehlervermeidende bzw. fehlerverzeihende Infrastruktur

Jährlich geschehen auf Leipzigs Straßen 12.000 bis 13.000 Verkehrsunfälle, davon ca. 1.900 mit Personenschaden. 2016 bis 2018 starben jährlich 14 Menschen an den Unfallfolgen.

Laut Leipzigs Polizeipräsident René Demmler ist der Autoverkehr für 94 % der Unfälle verantwortlich. Die Gefahr des Autoverkehrs zeigt sich aber nicht nur in der Anzahl der Unfälle, sondern auch in deren Schwere, wie der ADFC kürzlich twitterte. So enden Unfälle mit Autos, in die Zufußgehende oder Radfahrende verwickelt sind, für diese oft deutlich schwerer als für Insassen von Kraftfahrzeugen.

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Daher brauchen wir eine fehlervermeidende bzw. fehlerverzeihende Infrastruktur, mit der Gefahren gar nicht erst entstehen. Falls doch, muss sie die Schwere der Folgen reduzieren. Ziel muss auch in unserer Stadt Vision Zero sein, d.h. schwere und tödliche Verletzungen bei Unfällen auf Null zu reduzieren. Straßen und Verkehrsmittel müssen so gestaltet werden, dass es nicht zu schweren oder tödlichen Unfällen kommt. Die Infrastruktur muss individuelle Fehler verzeihen. Dieser Leitgedanke ist seit Ende 2021 auch in der Allgemeine Verwaltungsvorschrift
zur Straßenverkehrsordnung verankert.

Wir fordern:

  • geschützte Kreuzungen nach niederländischem Vorbild (gesichert entweder durch große Abbiegeradien) oder mindestens getrennten Grünphasen für Radfahrende und rechtsabbiegenden Autoverkehr,
  • mehr Flächen für Zufußgehende und Radfahrende, und zwar exklusiv (Stichwort Flächengerechtigkeit), d. h.
    • mehr Fußgängerzonen, mehr Zebrastreifen und Vorrang für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind,
    • mehr, breite und baulich vom motorisierten Individualverkehr getrennte Radwege, jedoch nicht auf Kosten des Fußverkehrs,
  • innerorts Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit zur Reduktion von Verkehrsunfällen und Unfallopfern.

Hauptgefahr Autoverkehr

Autofahrende sind die Hauptunfallverursacher. An 10 % der Unfälle sind Radfahrende beteiligt, 900 werden dabei jedes Jahr verletzt, 5 bis 6 davon tödlich. Die meisten tödlichen Unfälle sind Abbiegeunfälle, bei denen rechtsabbiegende Autofahrende vorfahrtberechtigte Radfahrende überfahren. Dies geschieht nicht absichtlich, Menschen machen Fehler, doch jedes Opfer auf nachfolgender Karte ist eines zu viel.

Verkehrsunfälle mit Todesfolge seit 2012

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Quelle: Eigene Recherchen sowie Radunfallkarte

Es liegt also auf der Hand, dass dort, wo Auto- auf Fuß- oder Radverkehr aufeinander trifft, Handlungsbedarf besteht.

Daher fordern wir:

  • vermehrte unangekündigte Geschwindigkeitskontrollen,
  • konsequentes Abschleppen, Entfernung von Falschparkern von Geh- und Radwegen sowie Kreuzungsbereichen,
  • Verkehrskontrollen mit Fokus auf Unfallschwere, Hauptaugenmerk auf Gefahren, die potenziell zu Verletzungen führen.

 

Die Grafiken dürfen für nicht kommerzielle Zwecke, unverändert und mit Nennung von Verkehrswende Leipzig als Urheber gern geteilt werden (CC BY-NC-ND).

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