Häufige Fragen zum Thema Verkehrswende

Thema Verkehrswende

Auch heute noch wird die schädlichste und ineffizienteste Mobilitätsform, der sogenannte „motorisierte Individualverkehr“ (MIV, im allgemeinen Privat-PKWs), subventioniert und bevorzugt, obwohl alle seine Nachteile (Lärm, Umweltverschmutzung, Staus, Unfälle, Ressourcenverschwendung, …) seit Jahrzehnten bekannt sind. Dieses absurde Missverhältnis wollen wir vom Kopf auf die Füße stellen, so dass umweltfreundliche Mobilitätsformen (also zu Fuß, mit dem Rad und mit dem ÖPNV) besser gestellt werden als der MIV. Umweltfreundliche Angebote müssen attraktiver, schneller, günstiger und praktischer sein – dies geschieht durch deren Ausbau und Förderung bei gleichzeitiger Reduzierung der Privilegien des MIV.

Ein weiterer Bestandteil sind Sharing-Angebote – manchmal braucht man für grössere Transportaufgaben ein Lastenrad oder eben doch ein Auto. Aber oft würde auch ein Leihfahrzeug ausreichen und eigene Auto, was die meiste Zeit nur rumsteht, wäre unnötig.

Weiterhin ist es wichtig, zwischen dem MIV und dem Wirtschaftsverkehr zu unterscheiden. Ohne Müllautos, Krankenwagen usw wird es auch in Zukunft kaum gehen. Nichtdestotrotz besteht auch hier noch viel Verbesserungspotential, da noch viel zu viel unnötig durch die Gegend transportiert wird.

Staus kosten viel Zeit, häufig Arbeitszeit. Unfälle verursachen Ausfallzeiten (Menschen sind krank, Fahrzeuge kaputt), ebenso die durch den Autoverkehr verursachte Umweltverschmutzung (Abgase, Lärm, …). Umgekehrt sind Menschen, die sich wieder mehr selbst und draußen bewegen, fitter und gesünder.

Außerdem müssen auch Fahrräder, Busse und Straßenbahnen irgendwo gebaut, verkauft und repariert werden – einige Leipziger Straßenbahnen zum Beispiel kommen aus dem Leipziger Kirow-Werk. Leipzig ist Sitz von überregional und weltweit agierenden Firmen wie Nextbike oder Teilauto.

Schliesslich sind es eben genau nicht die umweltfreundlichen Mobilitätsformen, die die Straßen verstopfen und damit den Wirtschaftsverkehr behindern, sondern der exzessive PKW-Verkehr. Damit ist eine Verkehrswende sogar gut für die Wirtschaft.

Anfänglich möglicherweise, aber erfahrungsgemäß auch nicht immer und überall. Sobald es einfacher/ bequemer/ schneller/ sicherer geworden ist, werden viele Menschen auf das eben vorteilhaftere Verkehrsmittel umsteigen und damit wird es wieder besser. Oder anders: Je einfacher und bequemer ein Verkehrsmittel ist, umso mehr Menschen nutzen es. Ziel muss es also sein, umweltfreundliche Mobilitätsformen attraktiver als das Auto zu machen. Wer Strassen baut, erntet Verkehr (und die vielen dadurch versursachten Probleme). Umgekehrt: Es gibt viele Beispiele, wo sich die ganz große Mehrheit der Menschen ohne Auto bewegt, sobald es mit dem Auto unpraktisch ist.

Radwege sind vergleichsweise kostengünstig, manchmal reicht einfach nur etwas Farbe, Kunststoffpoller und Beschilderung. Dies im Vergleich zu den Millionen, die für immer mehr neue Straßen und deren Erhaltung ausgegeben werden.

Das tun fast alle, von unbelehrbaren Rasern abgesehen gefährdet niemand andere Menschen mit Absicht. Menschen machen aber Fehler und wenn man mit 2 Tonnen Metall einen Menschen umfährt, sind die Folgen fatal. Es muss also eine fehlerverzeihende Infrastruktur her, die z.B. sicherstellt, dass Fussgänger und Radfahrer besser gesehen werden und/oder baulich getrennte Wege benutzen können.

Doch. Nur gibt es zum Glück heute zunehmend Menschen, die das einfach nicht mehr hinnehmen wollen. Und, wo Falschparker so argumentieren, bedeutet dies meist, dass es noch nie erlaubt war.

Muss es erst soweit kommen? Jedes Jahr werden auf Deutschen Strassen knapp 3000 Menschen getötet und viele Zigtausend verletzt – und all das passiert häufig dort, wo bis dahin noch nie etwas passiert war.

Thema Auto

Nein. Autos können, mit Sinn und Verstand verwendet, sehr praktisch und nützlich sein. Aber: Autos produzieren Lärm, Abgase, sind ineffizient (Verschwendung von Platz und natürlichen Ressourcen), verursachen erhebliche Kosten (Strassenbau, verlorene Zeit in Staus, im Gesundheitswesen nach Unfällen, …), sind umweltschädlich (CO2, NOx, Feinstaub, …) – all dies in Relation zum Ziel, einfach nur von A nach B zu gelangen. Es geht darum, das Auto zur Variante „wenn es nicht anders geht“ zu machen und nicht mehr zum Normalfall.

Statistisch sind 50% aller Autofahrten kürzer als 5km, 2018 lag die durchschnittliche Reiseweite aller Wege in Leipzig bei 6km (Quelle). Davon kann ein sehr großer Teil z.B. mit dem Fahrrad erledigt werden. Eine sichere, gut ausgebaute Fahrradinfrastruktur bietet daher eine Alternative. Viele Menschen würden sogar lieber mit dem Rad fahren, tun dies aber nicht, weil sie sich auf der Strasse gefährdet fühlen.

Wir wollen aber niemanden aufs Fahrrad zwingen, ein brauchbares ÖPNV-Netz ist genauso wichtig. Schließlich gibt es auch Menschen, die nicht (mehr) gut zu Fuß sind – hier wären z.B. Fahrdienste eine Lösung. Für Gelegenheitsfahrer gibt es Car-Sharing-Dienste, in Leipzig TeilAuto.

Hier gibt es sicher noch viel Raum für Verbesserungen. Aber laut repräsentativer Verkehrsbefragungen der TU Dresden ist das Auto auch nicht viel schneller – im Schnitt verbringt jeder Autofahrer jeden Tag über eine Stunde auf der Strasse. Im Bus könnte man die Zeit sinnvoll nutzen (lesen, die Augen zumachen). ÖPNV-Zeit ist für viele Menschen also auch Nutz-Zeit.

Falsch. Der sogenannte Modal-Split in Leipzig lag 2018 bei:

36,5% Motorisierter Individualverkehr (MIV)

27,3% Fuß

18,7% Rad

17,5% ÖPNV

 

Autos verbrauchen viel Platz, stehend als auch fahrend. Mit einem Auto bewegt ein Mensch jedesmal noch 2 Tonnen Metall, beim Beschleunigen wird Benzin verbraucht, beim Bremsen nur Wärme produziert (Elektro/Hybrid etwas besser, aber Energieverschwendung bleibt es trotzdem). Die Herstellung verschlingt Unmengen an Ressourcen und Energie.

All dies in Kombination mit der Tatsache, dass im Schnitt 1.3 Personen in einem Auto sitzen (Quelle, man kann dies aber auch selbst jeden Tag an jeder beliebigen Strasse beobachten),sowie dass Autos 95% der Zeit nur herumstehen (und auch da wieder Platz verschwenden).

E-Autos sind leider auch keine grundsätzliche Lösung, solange es auch nur wieder völlig überdimensionierte Blechmonster sind, die wiederum ebenso überdimensionierte Batterien benötigen und kostbare Energie verschwenden (selbst wenn sie im Idealfall aus regenerativen Quellen stammt).

Beobachten Sie mal den täglichen Strassenverkehr. Die ganz große Mehrheit der Autos sind PKW, und davon die allermeisten mit nur einem Passagier besetzt. 2018 war ein PKW in Leipzig im Schnitt mit nur 1,3 Personen besetzt (Quelle). Und um die geht es in erster Linie, den sogenannten „Motorisierten Individualverkehr“ (MIV).

Aber auch mit LKWs wird viel zu viel sinnlos transportiert (Wasser aus Frankreich, Butter aus Irland, …), weil es einfach und billig ist. Und Fabriken nutzen die Straße als Lagerfläche für Zuliefererteile (das nennt sich dann „just in time“) um Kosten zu sparen – die wir alle in Form von Umwelt- und Lärmbelastung sowie Investitionen in die notwenige Infrastruktur bezahlen.

Der Grundfehler liegt darin, diese in Blech zu messen. Wenn man statt dessen Menschen oder Güter als Maßstab nähme, würde die Leistungsfähigkeit sogar steigen. Siehe „Warum sind Autos ineffizient?“

Das ist auch nicht verwerflich. Trotzdem ist vielleicht eine Überlegung wert, ob sich das auch lohnt. Nach Berechnungen des VCD kostet ein Auto (Kleinstwagen) mindestens 376 Euro pro Monat. Ein Deutschlandticket zur Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs kostet monatlich nur 49 Euro.

Thema Stadtverwaltung

Dann muss welches eingestellt werden. Das kostet natürlich Geld – ja, aber siehe „Wir haben kein Geld“. Falls es, wie auch gern argumentiert, keine passenden Bewerber gibt, können Arbeiten an externe Firmen vergeben werden. Falls sich keine Bewerber finden, hat das möglicherweise auch damit zu tun, dass Planungen von vorgestern für motivierte Menschen einfach unattraktiv sind. Oft sind auch die ganz normalen Bürger*innen gern bereit, etwas zu einer guten Sache beizutragen, z.B. in Form von Vorschlägen zur Planung bis hin zu tatsächlichen Bauarbeiten.

Die Stadt Leipzig hat in den letzten Jahren mickrige 3-4 Euro pro Jahr und Einwohner für Radverkehrsanlagen ausgegeben, also bei 600.000 Einwohnern etwa 2 Millionen Euro. Gern wird auf die Erklärung zurückgegriffen, dass größere Baumaßnahmen (von Bund oder Land) nur mit Fördergeldern für eine Stadt finanzierbar sind, die häufig wiederum eine Eigenbeteiligung der Stadt verlangen. Und wenn die Stadt diese nicht leisten kann, gibt’s auch keine Förderung (sprich: denen, die eh schon viel Geld haben, wird am meisten geholfen). Das ist in der Tat ein Problem für die Stadt Leipzig, betrifft aber nur große Baumaßnahmen. Rad- und Fußverkehr ist aber vergleichsweise preiswert und damit zieht dieses Argument nur wenig.

In der Tat behindern gesetzliche Regelungen auf Bundesebene (StVO) viele Fortschritte, was eine prima Ausrede für das eigene Nichtstun ist. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, die man nutzen kann, wenn man denn will:

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