Stellungnahme zur Verlängerung des Radwegs vor dem Hauptbahnhof bis zur Löhrstraße

Stellungnahme zur Verlängerung des Radwegs vor dem Hauptbahnhof bis zur Löhrstraße

Seit April gibt es den Radweg vor dem Hauptbahnhof. Seit Oktober wird er bis zur Löhrstraße verlängert. Grund genug, Bilanz zuziehen und auf die weitere Umsetzung zu schauen.

Wie fällt die Bilanz zum bestehenden Abschnitt aus?

Die Bilanz fällt eindeutig positiv aus. Die Situation vor dem Hauptbahnhof hat sich für Fuß- und Radverkehr, aber auch den motorisierten Individualverkehr, erheblich verbessert. Dem Ziel, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, ist man deutlich näher gekommen.

Von Ost nach West dürfen Radfahrende den Gehweg nicht mehr benutzen. Durch die Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn, ist auf dem Gehweg mehr Platz für die nachhaltigste Mobilitätsform, den Fußverkehr.

Der Radfahrstreifen macht Radfahrende sichtbarer. Sichtbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung für Verkehrssicherheit. Fuß- und Radverkehr nehmen sich gegenseitig besser wahr, sind getrennt, queren nacheinander, behindern und gefährden sich nicht mehr. Die Situation ist übersichtlicher geworden. Vor der Ost- und Westhalle kommt es seltener zu Konflikten zwischen aus dem Hauptbahnhof kommenden, oft ortsunkundige Personen und querenden Radfahrenden.

Radfahrende haben nun ebenfalls mehr Platz und können sich gefahrlos überholen. Die zweite Fahrspur von rechts ist quasi ein Sicherheitsstreifen geworden. Dieser schafft einen ausreichend großen Überholabstand zum motorisierten Verkehr. Dadurch fühlen sich Radfahrende sicherer, was ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist.

Aber auch für den Kfz-Verkehr ist die Sicherheit gestiegen. Auf der Ostseite des Hauptbahnhofs wird der motorisierte Verkehr nun abwechselnd vom Promenadenring und von der Brandenburger Straße kommend nach Westen geleitet. Auch für Autofahrende ist die Verkehrsführung übersichtlicher geworden. Das Aufeinandertreffen von Fahrzeugen aus unterschiedlichen Richtungen und die oft riskanten Spurwechsel über mehrere Fahrstreifen entfallen.

Dadurch, dass die Anzahl der Spuren für den Kfz-Verkehr halbiert wurde, hat auch die dafür nutzbare Fahrbahnbreite abgenommen. Dies führt dazu, dass Fahrzeuge seltener zu schnell fahren. Schmalere Straßen verleiten weniger zum Rasen. Geringere Geschwindigkeiten führen seltener zu Unfällen und zu weniger schwereren Verletzungen.

Es hat sich auch bestätigt, dass der Radfahrstreifen im Notfall von Rettungs- und Einsatzfahrzeugen befahren werden kann. Radfahrende können die Fahrbahn schneller räumen als Autofahrende. Radwege sind Rettungswege, was indirekt der Sicherheit Dritter dient.

Stadträtin und Handwerkskammer bemängeln, dass sich nun Stau bis in die Brandburger Straße bildet

Zunächst ist nur der Kfz-Verkehr vom Stau betroffen. Fuß-, Rad- und öffentlicher Personennahverkehr, also die Mehrheit der am Straßenverkehr Teilnehmenden, profitieren von der Schaffung des Radfahrstreifens. Zum anderen hat sich der Kfz-Verkehr schon vor dem Umbau zurückgestaut, der Stau ist also kein neues Phänomen. Im Gegenteil, er zeigt, wie ineffizient und flächenfressend Kfz-Verkehr ist. Da der Verkehrsraum gerade in Städten knapp ist, müssen effiziente Verkehrsarten wie Fuß- und Radverkehr aber auch ÖPNV bevorzugt werden. Verkehrsplanerinnen und Stadtentwickler wissen schon lange: Infrastruktur schafft Verkehr. Mehr und sichere Radwege sowie attraktiver ÖPNV veranlassen Menschen zum Umstieg weg vom Auto. Je mehr Menschen ihre Wege mit effizienten Verkehrsmitteln erledigen, desto weniger Stau gibt es für den Wirtschaftsverkehr. Daher sollten Kritiker des Radwegs wie CDU-Stadträtin Frau Heymann und insbesondere der Vorsitzende der Handwerkskammer Herr Lux Interesse an mehr und besserem Fuß-, Rad- und öffentlichem Nahverkehr haben. Radwege können viel mehr Menschen nutzen.

Radfahrstreifen in Mittellage

Nicht nur die Rechtsabbiegespur in die Gerberstraße ist kritisch zu beurteilen, sondern auch vorher schon der Abzweig in die Kurt-Schumacher-Straße. Radfahrstreifen in Mittellage und Rechtsabbiegespuren sind für Radfahrende selten eine gute Lösung. Zwar hat der Radverkehr Vorfahrt, doch oft missachten Autofahrende diese. Solche Kreuzungen können nur durch einen Umbau hin zu sogenannten, geschützten Kreuzungen nach Niederländischem Vorbild sicher gemacht werden. Diese Umbauten sind insbesondere auf dem Promenadenring nur langfristig zu realisieren. Die „Angstweiche“ kann nur ein temporärer Kompromiss für die schnellere Realisierung des Radfahrstreifens zu Lasten der Verkehrssicherheit sein.

Der vom Verkehrs- und Tiefbauamt sowie von Baubürgermeister Thomas Dienberg angekündigte bauliche Schutz vor zu zeitigem Überfahren des Radfahrstreifens durch den Kfz-Verkehr lässt uns etwas zuversichtlich auf die Situation blicken. Letztlich muss sich zeigen, wie der Schutz genau aussieht und ob er Radfahrende tatsächlich schützt.

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