Stellungnahme zum Entwurf des Rahmenplans Stadionumfeld

Illustration des Festplatzes vor dem Stadion mit Blickrichtung Elsterflutbett

Foto: © Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Mit dem Rahmenplan für das Stadionumfeld hat das Stadtplanungsamt ein Leitbild für die künftige Gestaltung des Gebiets rund um Stadionvorplatz und Festwiese vorgestellt. Wir haben hierzu heute die folgende Stellungnahme abgegeben:

Wir begrüßen die vorgeschlagenen Maßnahmen hinsichtlich Begrünung, Klimaanpassung, Aufenthaltsqualität und Reduzierung der Pkw-Parkflächen im Umfeld des Stadions. Wir möchten hiermit mit der Bitte um Prüfung weitergehende Hinweise geben, die zu einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raumes für alle Verkehrsteilnehmer*innen beitragen können.

Generell befürworten wir alle Maßnahmen, die Anreize für eine Anreise zu Veranstaltungen mit dem ÖPNV, zu Fuß oder per Rad schaffen. Bus-Shuttles von P&R Parkplätzen ergänzen dies. Die direkte Anreise mit dem eigenen Pkw oder per Taxi „bis vor die Tür“ sollte nicht länger bevorzugt behandelt, sondern nur in Ausnahmefällen (z. B. für mobilitätseingeschränkten Menschen) ermöglicht werden.

Verkehrsführung Jahnallee

Entlang der gesamten Jahnallee zwischen Kreuzung Leibnizstraße und Zeppelinbrücke sollte in beiden Fahrtrichtungen dauerhaft, mindestens jedoch während Großveranstaltungen, Tempo 30 angeordnet werden, um die Sicherheit für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen zu erhöhen. Entsprechend sind die LSA auf diesem Abschnitt mit Vorrangschaltung und verlängerten Ampelphasen für Fußgänger*innen anzupassen.

Der erweiterte Sperrbereich um das Waldstraßenviertel, wie zuletzt während RB-Spielen getestet, sollte bei Großveranstaltungen regelmäßig zum Einsatz kommen, um Pkw-Rückstaus zu vermeiden, die Sicherheit für Fußgänger*innen zu erhöhen und einen zügigen Verkehrsfluss des ÖPNV zu gewährleisten. Lediglich mobilitätseingeschränkte Personen, Einsatz- und Rettungsverkehr sowie Taxis sollten zufahrtsberechtigt sein.

Radverkehr

Die Verkehrsführung in der Jahnallee zwischen der Kreuzung Leibnizstraße und Zeppelinbrücke stadtauswärts sollte mit nur noch einer Pkw-Spur und einer durchgehenden, mind. 2,30 Meter breiten Radverkehrsanlage fortgeführt werden. Diese Mindestbreite benötigen zwei Radfahrer*innen, um sicher und bequem nebeneinander zu fahren. Dies würde zu einer Anreise zum Stadion mit dem Fahrrad motivieren und den Pkw-Verkehr reduzieren, was zu mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität im Stadionbereich führt.

Der bestehende Hochboard-Radweg entlang der Jahnallee ab Waldplatz stadtauswärts sollte dazu auf mind. 2,30 Meter verbreitert werden. Bevorzugt wäre jedoch die sichere, baulich getrennte („abgepollerte“) Führung des Radverkehrs auf der Straße, z. B. in einer breiten „Umweltspur“ zusammen mit dem Busverkehr.

Eine Umweltspur hätte den Vorteil, dass Radfahrer*innen von Pkw-Fahrer*innen seltener beim Rechtsabbiegen übersehen werden. Derzeit wird Radfahrer*innen, welche an der Kreuzung Jahnallee/ Am Sportforum stadtauswärts geradeaus fahren, häufig von rechtsabbiegenden Pkw die Vorfahrt genommen. Dass hier noch keine schweren Unfälle passiert sind, ist ein Wunder. Aus diesem Grund sollten an dieser LSA auch die Grünphasen für Radfahrer*innen und Pkw getrennt geschaltet werden.

Außerdem ist hier die saubere Trennung des Radverkehrs vom Fußverkehr vorzusehen. Im Kreuzungsbereich Jahnallee/ Am Sportforum sowie an der Haltstelle Waldplatz stadtauswärts kommt es derzeit immer wieder zu Konflikten zwischen den Verkehrsteilnehmer*innen – auch weil die Aufstellflächen für den Radverkehr deutlich zu klein sind und diese daher auf den Fußweg ausweichen müssen.

Die Radweg-Oberflächen sind so zu gestalten, dass sie eben, gut rollbar und auch bei nassem Wetter gut befahrbar sind. Derzeit ist der stadtauswärtige Radweg in Höhe des Festwiesenvorplatzes durch seitlichen Bewuchs und (durch Baumwurzeln) aufgerissene Oberfläche in keinem guten Zustand und die nutzbare Breite damit nochmals eingeschränkt. Überholen ist hier nicht sicher möglich.

Bring-und Abholverkehr

Regelmäßig kommt es zu gefährlichen Situationen, weil Taxis den Fuß-/ Radweg („doppelreihige Baumallee“) parallel zur Friedrich-Ebert-Straße nutzen, um ihre Gäste „bis vor die Tür“ zu bringen. Derzeit ist das Befahren des Fußwegs im Bereich vor der Quarterback-Arena Höhe Haltestelle Waldplatz sogar für Taxis durch Zusatzzeichen erlaubt. Das ist nicht akzeptabel und sollte im Zuge des Umbaus bereinigt werden. Für Taxis sind feste Zonen vorzusehen, wo diese Besucher absetzen und aufnehmen können. Diese dürfen den Shuttle-, Fuß- und Radverkehr nicht beeinträchtigen.

Immer wieder wird der Radweg entlang der Jahnallee vor der Quarterback-Arena sowie im Bereich des Festwiesenvorplatzes dafür genutzt, dass Personen aus/ in Pkw aus-/ einsteigen. Dies sollte künftig durch entsprechende verkehrsrechtliche sowie bauliche Maßnahmen verhindert werden. Es würde z. B. durch eine Einrichtung des erweiterten Sperrkreises bei allen Veranstaltungen gänzlich unterbunden. Eine Ausführung der baulich getrennten Radverkehrsanlage auf der Straße (s. o.) würde dieses verkehrswidrige und gefährdende Verhalten ebenfalls verhindern.

Zum Bringen und Abholen von Besucher*innen wird stattdessen die Einrichtung entsprechender Pick-up- bzw. Kurzhaltezonen („Kiss & Go“) am Rand des Sperrkreises empfohlen. Dies ist in anderen Städten praktizierter Standard. An Veranstaltungstagen sollten diese deutlich ausgeschildert werden. Der kurze Fußweg kann (nicht mobilitätseingeschränkten) Besuchern zugemutet werden.

Haltestellenbereiche

Der Übergang von der Haltestelle Sportforum Süd zur Festwiese ist derzeit zu eng und kann die Besuchermassen zu Stoßzeiten oft nicht aufnehmen. Er ist zudem nicht barrierefrei.

Im Bereich der Haltestelle Sportforum Süd ist daher ein gut beleuchteter, extra breiter Zebrastreifen oder eine Fußgängerampel über die Jahnallee zu installieren, um für die Arena-/ Stadion-Besucher*innen ein sicheres Queren zu ermöglichen. Wir begrüßen die Empfehlung, den gesamten Bereich für Fußgänger*innen deutlich zu verbreitern (S. 52) und wünschen uns hierzu eine detailliertere Planung.

Die auf S. 19 beschriebene Sperrung der Straße durch LVB-Mitarbeiter*innen wurde von uns während Großveranstaltungen noch nicht beobachtet, kann aber ein sinnvolles zusätzliches Mittel für die Verkehrssicherheit sein, wenn dies tatsächlich regelmäßig erfolgt.

Bei SEV der LVB-Tram im Bereich der Haltestelle Sportforum Süd ist die Radverkehrsführung in der Jahnallee stadtauswärts sauber zu planen. Diese ist aktuell immer wieder unzureichend. Der Radweg wird dann nämlich wegen der Verlegung der Haltestelle ab Kreuzung Jahnallee/ Am Sportforum einfach gesperrt und der Radverkehr über den Fußweg auf dem Festwiesenvorplatz geführt. Am Ende besteht jedoch regelmäßig kein Anschluss an den Radfahrstreifen über die Zeppelinbrücke. Hier verhindern eine Schranke, Steine, Poller sowie fehlende abgesenkte Bordsteine die Nutzung des Radfahrstreifens, so dass Radfahrer*innen häufig auf den Fußweg über die Zeppelinbrücke ausweichen, was zu Konflikten mit Fußgänger*innen führt. Außerdem kommt es an Markttagen und während Großveranstaltungen hier zu Konflikten mit parkenden Pkw.

Die Wartebereiche für Bus-Fahrgäste an der Haltestelle Waldplatz sowie bei SEV an der Haltestelle Sportforum Süd sind nicht barrierefrei, zu klein und es fehlen Sonnen- und Witterungsschutz.

Parken

Das Pkw-Parken in unmittelbarer Nähe von Arena und Stadion sollte generell mobilitätseingeschränkten Gästen vorbehalten sein. Allen anderen ist ein Fußweg von 15 bis 20 Minuten zumutbar.

Das Pkw-Parken auf dem Festwiesenvorplatz sollte kurzfristig, v. a. während SEV, grundsätzlich nicht oder nur noch eingeschränkt im Bereich direkt an der Festwiese ermöglicht werden. Langfristig sollte das Parken auf dem gesamten Festwiesenvorplatz aus Gründen der Aufenthaltsqualität und sicheren Lenkung der Besucherströme komplett unterbunden werden.

Fußgänger*innen und Radfahrer*innen durch ein- bzw. ausparkende Pkw zu führen, ist gefährlich und führt bei allen Verkehrsteilnehmer*innen zu Frust. Der Wegfall der lt. Rahmenplanung hier vorgesehenen Stellplätze kann problemlos durch die Stärkung des Modal Split sowie die verstärkte Nutzung von P&R-Parkplätzen und nahegelegener öffentlicher Parkhäuser ausgeglichen werden.

Sowohl die P&R-Parkplätze als auch die großen Parkhäuser im Umkreis (Hauptbahnhof, Markt, Burgplatz, Zoo) sind während Großveranstaltungen nachweislich regelmäßig nicht belegt. Letztere stellen eine bequeme Alternative zu den P&R-Parkplätzen am Stadtrand dar und sind in 15 bis 30 Minuten zu Fuß erreichbar. Dies ist nicht mobilitätseingeschränkten Personen zuzumuten. Das Heranfahren bis ans Stadion darf künftig einfach nicht mehr ohne weiteres möglich sein.

Die Ausnutzung dieser ausreichend vorhandenen Parkmöglichkeiten ist dem Neubau von Parkmöglichkeiten aus Gründen der Flächenversiegelung und Aufenthaltsqualität sowie aus Gründen des Ressourcenschutzes in jedem Fall vorzuziehen. Solange vorhandene P&R-Parkplätze und Parkhäuser nachweislich nicht belegt sind, darf ein Neubau in Stadionnähe nicht erfolgen.

Das sichere Parken von Fahrrädern wird derzeit nur bei einigen Großveranstaltungen durch einen privaten Anbieter mit mobilen Fahrradstellplätzen (Fahrradgarderobe) sichergestellt. Eine sichere, bewachte, für Besucher kostenlose Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sollten z. B. durch entsprechende Auflagen für Veranstalter regelmäßiger Standard bei Sport- oder Musikevents sein.

Für den Fall von Konzerten auf der Festwiese ist im Rahmenplan kein alternativer Standort für die (mobilen) Fahrradstellplätze vorgesehen. Dies sollte mitgedacht und ergänzt werden.

Beim Einsatz von Modalfiltern („Pollern“) und dem Bau von Abstellanlagen sind auch Lastenräder und Fahrradanhänger zu berücksichtigen. Diese benötigen beim Abstellen andere Fahrradbügel und sind deutlich breiter als „normale“ Fahrräder.
Wenn Next Bike/Tier zusätzliche Leihfahrrädern und E-Scootern an Großveranstaltungstagen bereitstellt, sollten für die Abstellung feste Zonen bzw. stationäre Parkplätze eingerichtet werden, um den Fuß- und Radverkehr sowie mobilitätseingeschränkte Personen nicht zu behindern.

Generell kann bei Großveranstaltungen die gezielte Lenkung des Besucherverkehrs (auch Rad- und Fußverkehr) durch deutlich sichtbare Ausschilderungen noch verbessert werden. Alternativen zur Anreise mit dem eigenen Pkw müssen generell sichtbarer und attraktiver werden. Das widerrechtliche Pkw-Parken in Grünflächen und auf Gehwegen im Umfeld des Stadions sollte zusätzlich durch bauliche, verkehrs- und ordnungsrechtliche Maßnahmen überwacht bzw. unterbunden werden.

Shuttles

Da die Einrichtung einer dauerhaften Straßenbahnanbindung im Bereich des Stadions offenbar nicht möglich ist (S. 18), sollte die Einrichtung von Bus-Shuttles während Großveranstaltungen fester Bestandteil eines integrierten Verkehrskonzepts sein.

Bus-Shuttles von/ zu den P&R Parkplätzen sollten in ausreichender Anzahl, kostenfrei (im Ticketpreis enthalten) und eng getaktet eingesetzt werden. Nur wenn die Erreichbarkeit des eigenen Pkw nach einer Veranstaltung zügig, bequem und sicher gewährleistet werden kann, steigt der Anreiz, diese Option auch zu nutzen. Wenn Besucher hierbei jedoch wiederholt schlechte Erfahrungen machen, sinkt die Akzeptanz dieser Alternative.

Bus-Shuttles von/ zu den P&R Parkplätzen funktionieren in anderen Städten mit ähnlich zentraler Lage des Stadions hervorragend und würden die Zahl der Pkw direkt am Stadion erheblich senken, so dass die bisher vorgesehenen Parkplatzkapazitäten noch weiter verringert werden könnten. Die Kosten für die Shuttles müssen die Veranstalter über die Ticketpreise decken, diese dürfen nicht zu Lasten der LVB/ Stadt Leipzig gehen. Eine entsprechende Vorab-Information der anreisenden Besucher sollte seitens der Veranstalter sowie an den Autobahnen und Zufahrtsstraßen zu den P&R-Parkplätzen erfolgen.

Begrünung & Aufenthaltsqualität

Der Festwiesenvorplatz sollte wie im Konzept beschrieben durch die Anpflanzung weiterer Bäume deutlich aufgewertet werden. Sie sind nicht nur Schattenspender, sondern würden bei Konzerten auf der Festwiese zudem einen derzeit nicht vorhandenen Lärmschutz bilden.

Weitere (temporäre und/ oder natürliche) Lärmschutzmaßnahmen sollten im Konzept ergänzt werden, da die Lärmbelastung bei Konzerten auf der Festwiese und im Stadion nicht nur die angrenzenden Viertel betrifft, sondern bis weit in den Norden und Westen der Stadt strahlt.

Die derzeit auf dem Festwiesenvorplatz vorhandenen Hochbeete sind verwildert und werden als Toilette missbraucht. Aus dem Rahmenplan ist nicht ersichtlich, wie diese in die neue Gestaltung eingebunden werden. Bestehende Gehölze und Bäume sollten so weit wie möglich erhalten und integriert werden, bevor Abholzungen und Neuanpflanzungen erwogen werden. Es sollten auf dem gesamten Festwiesenvorplatz großzügig Sitzflächen, Toiletten und Papierkörbe geplant werden.

Auch der Zugang vom Elsterflutbett zur Festwiese (Westseite) sollte einladender werden. Die weitere Nutzung dieses Bereichs als Parkplatz halten wir für nicht zeitgemäß, wenig einladend und stellt einen Zielkonflikt mit der geplanten Nutzung des Festwiesenvorplatzes für Sport- und Freizeitaktivitäten dar, v. a., weil spielende Kinder dann hier gefährdet wären.

Der Vorplatz der Quarterback-Arena (Ostseite, Richtung Friedrich-Ebert-Straße) ist derzeit ebenfalls wenig einladend. Hier stehen dauerhaft (auch außerhalb von Veranstaltungstagen) Imbiss-Wagen und es gibt für die wartenden Gäste am Einlass keine Schattenspender. Der Platz sollte daher weitestgehend begrünt werden.

Bei der grundsätzlich zu begrüßenden Entsiegelung von Plätzen und Wegen sollte darauf geachtet werden, dass diese dennoch auch bei nassem Wetter benutzbar bleiben. Vor allem nach Starkregenereignissen, wie sie künftig häufiger auftreten werden, ist derzeit die Nutzung vieler Fuß- und Radwege im gesamten Stadtgebiet wegen Löchern und Pfützen oft kaum möglich. So sinkt die Akzeptanz zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Stadion zu gelangen deutlich. Zu benennen ist hier v. a. der Fuß-/ Radweg entlang des Elsterflutbetts und die sich anschließenden Aufgänge zur Festwiese (Westseite).

Beleuchtung

Wir vermissen im Rahmenplan ein Beleuchtungskonzept. Dies ist für eine sichere An- und Abreise sowie eine gute Aufenthaltsqualität auf den geplanten Sport- und Freizeitflächen jedoch dringend erforderlich, um Angsträume zu vermeiden.

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